DT "The Astonishing" Album 2016

Hier dreht sich alles um Dream Theater und die anderen Bandmitglieder

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Hans Muff
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Re: DT "The Astonishing" Album 2016

Beitrag von Hans Muff »

Oh Gott. Ich habe doch glatt die Veröffentlichung verpennt. Also eben schnell mal alles runtergeladen und reingezogen.
Nach dem ersten hören bin ich verzückt. Das ist echt das beste Album der letzten Jahre. An SFAM kommt es nach dem ersten Hören noch nicht ran, aber wer weiß...

Ich finde es gut, dass man bewusst auf unnötige Härte verzichtet hat und sich dafür auf getragene Melodien konzentriert hat. Einfach schön. Ich höre nun weiter.
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Axel
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Re: DT "The Astonishing" Album 2016

Beitrag von Axel »

Ich finde das Album einfach FANTASTISCH!

Bin total überwältigt von diesen ganzen Eindrücken - damit haben John Petrucci & Co. wieder ein Meisterwerk veröffentlicht und deutlich gezeigt das sie hervorragende Künstler/Musiker sind die eben immer mal wieder sehr überraschen können.

John Petrucci: Für mich ist und bleibt er DER MANN "hinter" Dream Theater, ohne ihn wäre die Band nicht das was sie ist!

John Myung: Wie immer sehr Souverän!

James LaBrie: Auf diesem Album kann er mal seine komplette Bandbreite zeigen und tut dies auch sehr überzeugend. Bleibt nur zu hoffen das er vor der Tour nicht wieder von einer Erkältung heimgesucht wird.

Jordan Rudess: Endlich mal mehr analoge Sounds die wir "Progfans" doch immer so sehr lieben (ich auf jeden Fall). Teilweise erinnern mich manche Parts an gute alte Bands wie "Kansas" und Co.

Mike Mangini: Seine Drums klingen auf diesem Album tatsächlich "frischer/luftiger" - endlich! Das er was kann steht wohl völlig außer Frage, mit Mike Portnoy wäre dieses Album schon allein vom Drumming her nicht möglich gewesen, von seinem Ego mal ganz abgesehen.

David Campbell: Dem mittlerweile auch schon 67-jährigen Komponisten hat die Band auf diesem Album sehr viel zu verdanken, er hat die Orchesterarbeit perfekt umgesetzt - eine sehr gute Entscheidung einen Künstler wie ihn für das Konzeptalbum mit an Bord zu nehmen!

Das "The Astonishing" angeblich nicht an SFAM dran kommt kann ich absolut nicht nachvollziehen, vielleicht muss mir das nochmal jemand genauer erklären!? :wink:

Fazit: Für mich eins der überraschendsten Dream Theater Alben EVER - und das absolut im positiven Sinn!

Ich freue mich sehr auf die Tour 8)
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MdJ
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Re: DT "The Astonishing" Album 2016

Beitrag von MdJ »

Axel... ich unterstreiche alles, was Du da verschriftlicht hast... Ich sehe das GENAU SO und genieße es!!! Nur finde ich es irgendwie schade, dass es kaum noch DT - >Neublüter< im Forum gibt - die herumzicken oder jedenfalls "mitzittern"... Gehören wir jetzt zu einer aussterbenden Musikspezies? Und wenn ja, dann bin ich schwer dabei! Denn es wäre doch jammerschade, wenn wir unserer Nachkommenschaft keine >Ideale< hinterließen…
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Hans Muff
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Re: DT "The Astonishing" Album 2016

Beitrag von Hans Muff »

Ich antworte mal im gleichen Schema.

JP: der Mann ist genial, Punkt. Sein Songwriting, seine Fähigkeiten als Produzent und wohl am ehesten als Gitarrist. Quasi ein Übermensch, nein Übermusiker :lol: .

JM: solide. Er hat trotz der großen Auswahl an Songs wenige Momente wo er heraussticht. Aber er war ja schon immer lieber im Hintergrund. Von daher fällt das nicht weiter auf.

JLB: Ich hatte es mir hier irgendwo im Forum gewünscht. Ich wollte ihn mit mehr Facetten, so wie bei Ayreon. Und nun das. Er ist für mich die größte Überraschung in dem kompletten Ganzen. Er hat meine Erwartungen weit übertroffen. Einfach super wie er sich, bzw. die verschiedenen Charaktere präsentiert. Ich freue mich, dass er diese alte Frische wiedergefunden hat und die Band ihm den Raum zum Ausleben gegeben hat!!!

JR: siehe JP. Dieses Duo kann nicht irren. JR hat sich auf songunterstützendes Spiel und Sounds konzentriert. Und diese Rechnung geht für meinen Geschmack auf.

MM: ich komme mit seinem Stil irgendwie nicht klar. MP war und ist für mich nach wie vor der bessere DT Drummer. MM ist technisch klasse, keine Frage. Und er ist auch irgendwie freier geworden, was sein Spiel betrifft. Aber er wirkt auf mich nach wie vor wie ein Fremdkörper. Da trägt der Sound auch nicht unbedingt zu bei. Das wirkt alles sehr klinisch auf mich. Besonders der Snare Sound fällt da auf.
Ich denke es kommt hier weit schlimmer rüber, als ich es meine. Aber es wirkt nicht wie aus einem Guss.

Die Orchestrierung ist sehr gut, ohne Zweifel. Auch hier kann ich nur bestätigen das es clever war, einen externen Experten ins Boot zu holen.

Und warum für mich SFAM nach wie vor die Nummer eins ist kann ich sagen. Zwei Gründe. Zum einen, da diese Scheibe mein Einstieg in die DT Welt war und daher für mich irgendwo auch emotional immer eine besondere Scheibe bleiben wird. Zum anderen finde ich sie aber auch besser komponiert und produziert. Irgendwie Runder. Auch von der Story her für mich die bessere, aber das ist ja alles subjektiv.
The Astonishing sticht für mich definitiv aus allem nach Octavarium heraus. Sehr geiles Songwriting mit einem kleinen Hang zum Musical. Und genau das ist mein einzig wirklicher Kritikpunkt bisher. Manche Songs oder Wendungen sind zu sehr erzwungen, zu Klischeehaft und wirken daher auf mich gekünzelt.
Man sieht es auch an der Länge der einzelnen Songs. Hier ist man eben bewusst den "einfachen" Weg gegangen. Ich vermisse ein oder zwei Knaller wie Home, The Glas Prison oder AChange of Seasons.

Aber um zu verdeutlichen auf welchen Niveau ich hör rummäkele eine Punktwertung. SFAM bekommt 10/10, the Astonishing 9.5/10. Es sind also nur Nuancen. Mir gefällt das Album ausgesprochen gut und ich finde es auch vom Konzept her geil. Aber am meisten freue ich mich, das ganze auf der Bühne der alten Oper in Frankfurt sehen zu dürfen. Denn dafür ist das Album ja mehr als prädestiniert!!!
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larryboogie

Re: DT "The Astonishing" Album 2016

Beitrag von larryboogie »

So Freunde…nun mal zu meinen „first impressions“:

Fairerweise muss ich zugeben, dass ich die Scheibe jetzt verteilt auf drei Tage genau einmal gehört habe...aber soweit mein Eindruck:

ZumPersonal:

LaBrie: Tolle Arbeit, kommt sehr gut zur Geltung, kann sich austoben und zeigen was er abseits des bekannten so drauf hat- leider schwelgt er einen Großteil der Zeit in bekannten „sanft- gehauchten- Kuschel- Passagen. Aber ansonsten: Top- Performance

Petrucci: Naja, was soll ich sagen: Der Meister, der sein Potential wie alle auf dieser Platte in den Dienst der Mannschaft gestellt hat…leider fehlt für mich auf der anderen Seite eben der Moment, wo ich erneut nachvollziehen, warum er für mich neben Mark Tremonti und V. Smolski der persönliche Gitarrengott ist…schade.

Rudess: Sehr angenehm, was er da macht. Weniger ist manchmal eben mehr…aber etwas mehr Piano wäre schon nur noch Piano…oder sogar „pianissimo“…

JM: Wo ist der Bass auf der Platte? Leider für mich nicht vorhanden…schade…

Mangini: Spielerisch deutlich angenehmer weil auch mal was weggelassen wird aaaaaber, leider wie befürchtet: WAS bitte ist das für ein Drumsound??? Bassdrum? Nur ein Klicken, Toms: Ok, Becken: irgendwo im Raum scheppert was, Snare: geht so…Sorry, der Drumsound geht für dieses Werk leider gar nicht…habe ich aber unten noch was zu geschrieben…
Orchester: Ist da, ist warm…aber ich mags eher a la Wagner oder so…klingt klasse, aber oft werden Keyboardparts einfach „nur“ untermalt…hätte mir das deutlich mehr „Wumms“ gewünscht…aber es unterstützt das Gesamte schon sehr gut.

Gesamtfazit:
Ein Konzeptalbum, bei dem mir eines fehlt- aber dies ganz entscheidend: Ecken und Kanten!!!
Mal ehrlich, das Album fängt toll an, aber dann erschöpft es sich in einer schier endlosen Reigen von „Dur- Balladen“!

…Es geht hier inhaltlich doch um REVOLUTION- dachte ich zumindest…musikalisch habe ich eher das Gefühl, alle Parteien sitzen an einem großen Tisch, essen Kuchen und debattieren darüber, was und wie Musik sein sollte…wo ist das Brachiale in dem Ganzen, der Gegensatz, das Pfund? Mir ist das alles zu geleckt, viel zu schön und makellos… bei einer „Revolution“ knallt es…hier fehlt mir das leider völlig…und geht so an mir vorbei…habe in den 2einhalb Stunden ständig das Gefühl gehabt, das sich alles irgendwie wiederholt ohne Extreme zu setzen…immer wenn ich dachte, „Geil, jetzt geht’s ab“…kommt ein piano oder eine Akustikgitarre und das Interessante wird mit Schmalz zugekleistert

Auch fehlen mir noch mir (noch?!) total die Marker des Albums…jeder Film, jedes Musical hat einen klaren Plot, einen Höhepunkt, einen Wendepunkt…all das finde ich hier (musikalisch) nicht…zumindest nicht ohne weiteres…
Insgesamt bietet diese Story so unfassbar viel Raum für die musikalische Umsetzung. Mensch gegen Maschine, Digital- gegen Analogmusik…warum klingen die Drums so unfassbar künstlich, die Bassdrum geht gar nicht – …Opeth haben gezeigt wie warme, authentische Drums klingen können…die hätte ich mir für die „menschlich- musikalische Seite“ gewünscht – und für die Maschinenmusik Triggerdrums oderwasauchimmer…das gleiche an den Keys…aber so ist es für mich leider nur halbgar.

Viellicht bin ich ja auch einfach nur überrascht, weil ich was völlig anderes erwartet oder erhofft habe…nach den Vorankündigungen hatte ich auf eine Story (und vor allem musikalisch Umsetzung) al la „Terminator“ oder so gehofft- Brachial und Technisch die eine Seite, warm, melodiös die andere Seite…etwas zwischen „6degrees und Train of Thought oder den Labrie Solo- Alben“…das Aktuelle ist da natürlich was ganz anderes:
Für mich ein Musical, eine Rockoper! Das an sich ist nicht schlimm und- so ja auch von mir so oft gefordert- etwas völlig anderes und Unerwartetes- Für mich aber eben eine Rockoper mit einem unerträglich hohen Kuschel- und Wohlfühlfaktor...ohne Ecken und Kanten, ein Musical für die „ganze Familie“…vielen mag das anscheinend gefallen, mir ist das zu wenig DT, viel zu wenig…dafür zu viel Belanglosigkeit. Ich liebe Balladen- aber sie müssen gut gesetzt und wohl dosiert sein, eben das Break zum Atemholen, der Moment fürs Herz um die Frau in den Arm zu nehmen…eben der „The spirit carries on- Moment“…

Also um das nochmal klarzustellen: Das Album hat schöne Momente- aber eben nur Momente, eingebettet in ein Meer harmonischer Belanglosigkeiten, die mich leider beim ersten Hören viel zu selten berührt haben.
Für mich ist das Ganze ebenso wenig DT wie für andere „Train of Thought“ – da muss ich wohl durch. Sie läuft während ich diese Zeilen schreibe nebenbei durch…immer wieder ertappe ich mich, wie ich merke- „oh, ja, doch, das ist cool…“ und bevor ich es genieße ist es auch schon wieder vorbei damit und es wird harmonisch im Kreis getanzt…hätte ich so wirklich nicht erwartet!

...aber zumindest hält „The astonishing“ auf diese Weise schlussendlich doch noch was es anfangs verspricht und lässt mich verwundert zurück… und genau das ist DT- nur eben nicht mehr oder zumindest deutlich weniger MEIN DT!

„Open your eyes, Nicolas!“

…und jetzt: steinigt mich

PS.: Ich freue mich trotzdem auf Bochum! Das ganze wird uns Live aus den Schuhen hauen, da bin ich mir sicher- ist auch meiner Meinung genau dafür geschrieben…wie ein Musical: Für die Bühne- und nicht für die CD!
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Hans Muff
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Re: DT "The Astonishing" Album 2016

Beitrag von Hans Muff »

Ich versteh dich voll und ganz. Letztlich genau meine Meinung, nur etwas krasser formuliert, bzw. auch in der Bewertung schlechter weggekommen:-).
Aber grundsätzlich bin ich bei dir. Vor allem der letzte Satz. Für die Bühne, und nicht für die CD.
Habe heute noch zu meiner Frau gesagt, dass wir in Frankfurt quasi ein Musical sehen werden. Denn je häufiger ich das Album durchhöre, desto mehr verfestigt sich diese Ansicht.

Warten wir mal ab, was andere dazu zu sagen haben. Bin gespannt.
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larryboogie

Re: DT "The Astonishing" Album 2016

Beitrag von larryboogie »

Ja, ich habe es "krass" formuliert, weil ich so auf Anhieb empfinde...mal sehen wie es sich entwickelt...
MdJ
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Re: DT "The Astonishing" Album 2016

Beitrag von MdJ »

Mich haut das neue Album gerade deswegen aus den "Socken", weil es so anders ist, als das, was DT bisher komponiert haben. Und ich bin ein Fan der ersten(!) Stunde. Musicals mag ich nicht. Aber DT führen mich mit der neuen Scheibe vorsichtig in dieses Genre. Die gelesene Kritik kann ich nur bedingt verstehen. In einer Zeit, in der das Individuelle (zumindest in unserem Lebensraum!) sehr wichtig genommen wird, ist es schon ergreifend, dass eine Band so hochkomplizierte Persönlichkeiten wie "uns" musikalisch zusammenführt... Welche Band vermag das noch? Ich verbeuge mich tief vor diesem Werk und ziehe meinen Hut - und sage DANKE!!!
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Mike
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Re: DT "The Astonishing" Album 2016

Beitrag von Mike »

Läuft und läuft - ich bin nachhaltig begeistert über das Niveau, welches sich konstant hält.
larryboogie

Re: DT "The Astonishing" Album 2016

Beitrag von larryboogie »

..verstehe ich nicht- aber Musik ist ja glücklicherweise subjektiv!
Ih finde es nicht schlimm, dass es was ganz anderes ist - nur eben nicht gut! Die Musik berüht mich kaum, wiederholt sich ständig- daduch bekommt das Album hintn raus tierische Längen.
Überraschend finde ich das Ganze an sich- aber eben genau nicht die einzelnen Tracks.
Bei der "scenes" stehen Technik und Melodie gleichwertig nebeneinander und werden perfekt eingesetzt um Gefühle zu transportieren...viele verschieden Gfühle- Angst, Wut, Liebe, Trauer... aber hier wird eben meines Empfinden nachs fast nur ein Gefühl transportiert: Harmonie- und die passt nun wirklich nicht zum Theme "musikalische" Revolution!
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Hans Muff
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Re: DT "The Astonishing" Album 2016

Beitrag von Hans Muff »

Je öfter ich das Album höre, desto mehr muss ich Larryboogie recht geben. Und mit mit seiner Meinung in Bezug auf die SFAM gehe 100 % konform. Das wollte ich ursprünglich ausdrücken.
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larryboogie

Re: DT "The Astonishing" Album 2016

Beitrag von larryboogie »

Ich finde halt, dass die 2. Hälfte des Albums tierische Längen hat...gerade am Ende reiht sich Ballade an Ballade...dabei müsste das Album da explodieren...
den ANfang finde ich übrigens cool..doe "Maschinengeräusche" erzeugen eine sehr bedrohliche Atmosphäre...und dann schepperts mächtig düster los...und dann...Piano über Piano...finde, dass die Spannung vom Beginn leider garnicht gehalten werden kann..ganz im Gegenteil: Dachte ich am Anfang, das ganze wird richtig bedrohlich und fett wird es eben dann ganz schnell banal und lahm...schaaaade!
blackpick
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Re: DT "The Astonishing" Album 2016

Beitrag von blackpick »

Hallo zusammen,

wollte mal rein schauen, um zu sehen, ob ich allein so ratlos bin oder ob es Anderen ähnlich geht. Es beruhigt mich sehr, dass ich offensichtlich nicht allein bin.

Generell stimme ich mit Hans Muff und larryboogie überein. Das habt Ihr spitze ausgedrückt! Herzlichen Dank.

Kurz zu Hans Muff wegen der Drums.

Was Mangini, sein Spiel und somit auch DT so steril macht, ist die Tatsache, dass da ein netter, intelligenter, eher braver Typ am Schlagzeug sitzt. Der Mann ist eine komplett andere Persönlichkeit und er gibt sein Bestes auf die ihm eigene Art! Das ist ok so, er macht doch einen echt guten Job. Es ist aber nicht zu erwarten, dass er den Sound jemals so transportiert, wie der nette, intelligente Wahnsinnige es tat/kann, weil dieser seiner Natur gemäß sein ganzes Wesen inklusive Tagesstimmung mit raus haut und das ist natürlich hörbar. Was vielen von uns fehlt, ist der impulsive, leidenschaftlich Verrückte, der Kasper, die Rampensau, der Showman - klar hört man das! Auch seine Lyrics fehlen mir. Nun, you can't always get what you want... oder besser: The times they are a-changing.
Ich fänd's aber auch total schrecklich, wenn Menschen einfach so austauschbar wären und bin froh, dass wir MM haben! Ist doch ein kompetenter netter Typ. Läuft doch und untereinander scheint die Chemie zu stimmen. Wird schon.

Zum Album: Ein irres Teil, gar keine Frage; auffallend Pink Floyd-lastig, finde ich. Wie immer ist das Entdecken und Vertrautwerden bei einem neuen DT-Album ein Hochgenuss und natürlich, wie schon weiter oben jemand schrieb, ein echtes Geschenk. Mir persönlich für DT-Verhältnisse aber deutlich zu ... hmm... geradlinig, seicht, weich...? Da fällt mir gar nicht das richtige Wort ein. Na, definitiv nicht heftig genug und verglichen mit dem, was ich mir gewünscht hätte, ein Senioren-Spaziergang im Park. Ich stehe total auf intensive ausgedehnte Riffs und überhaupt komplexere Stücke. Ich wollte auf Berge klettern, Täler durchstreifen, Gratwanderungen (üb)erleben, lachen, weinen, abgehen... aber ich bin so gar nicht angetan, eher auf seltsame Weise überrascht und stehe etwas ratlos da und irritiert (daher zuvor als irres Teil bezeichnet).
Aber gut, es ist ein Konzept-Album und da ist Außergewöhnliches zu erwarten. Dazu gehört eben auch, dass nicht immer gefällt, was uns Neues dargeboten wird. Für mich ist da auch viel zuviel JLB, vor allem zuviel Gesülz - sorry. Manchmal möchte man ihn geradezu trösten. Ich möchte hier niemandem auf die Füße treten, aber ich werde bis heute nicht wirklich warm mit ihm und käme komplett ohne ihn aus! Aber schade um die Lyrics. (Das war jetzt voll das Fettnäpfchen, ist mir schon klar...) Da ich aber durchaus Achtung habe vor dem, was er macht, gebe ich gerne zu, dass er mich diesmal wirklich überaus überrascht hat.

Und ja - viel zu wenig Bass!

Grundsätzlich sehe ich natürlich ein, dass vom Sound her vieles, das mir absolut nicht gefällt, der Handlung geschuldet ist und somit schon seine Berechtigung hat und an seinen Platz gehört. Aber diese Parts, die nach dem Outro eines amerikanischen Großereignisses mit Konfettiregen klingen, bzw. anderswo nach dem Schlusslied einer Zeltmission und auch die besonders familienfreundliche Atmosphäre, in der man sich just mitten auf einem Feldweg Richtung Walnut Grove wähnt, brauch ich alles nicht. Das ist mir dann doch zu kitschig und Musical-Einlagen sind für mich auch voll daneben. Wir reden ja hier von einem DT-Album! In angemessener Quantität kann ich das ertragen bzw. hinnehmen, aber solche, eher seltsamen Parts kommen hier ja leider unnötig oft vor. Sowas verdirbt mir total die Stimmung und holt mich für den - mitunter überflüssig langen - Moment voll aus dem "Wow-ich-hör-grad-das-neue-DT-Album"-Feeling raus. Da könnte ich wirklich platzen! Aber Gott sei Dank setzt dann z.B. JM mit seinem Bass ein und zupft mich wieder ins Geschehen; oder an anderer Stelle ein Piano, beruhigend, als wolle es sagen: Nicht aufregen, ist schon vorbei, alles ist gut, gleich gibt's ordentlich was auf die Ohren. Und gerade, als dieses erfreuliche Ereignis tatsächlich einsetzt und ich mich schon auf einen "original DT"- Part freue - ist es auch schon wieder vorbei. Das kommt gar nicht gut! Nichts gegen Emotionen, die will ich ja haben, aber bitte nicht so ein nerviges Zickzack im Bereich Hörfreude/Spannung aufbauen und dann wieder hängen lassen. Das ist echt anstrengend. Vielleicht sollte ich das Ganze vorerst mal als reinen Soundtrack behandeln.

Was immer er sich beim Schreiben gedacht hat, derartige Parts einzubauen, hat er vielleicht gar nicht damit gerechnet, dass sie manchen Hörer richtig abturnen. Da er per se nichts dafür kann, wie das Gehörte individuell aufgenommen wird, seh ich ihm das nach. Ich schließe inzwischen auch nicht mehr aus, dass das Album, so, wie es gemacht ist und ankommt, genau so auch erdacht war und sich der Album-Titel latent auch darauf bezieht. Weil es eben auf vielfältige Weise erstaunt, soundtechnisch wie inhaltlich.

Überrascht hat mich auch, dass ich so viele Déjà-vus hatte, was verschiedenste Musikstücke betrifft. Das finde ich in dieser Häufigkeit bemerkenswert, deshalb kam mir schon der Gedanke, ob auch das nicht genau so angestrebt wurde?! So finde ich mich an einer Stelle für Sekunden bei meiner ersten Begenung mit Al di Meola (schon ne Weile her...), an anderer Stelle scheint sich latent der Übergang zum Refrain von Aerosmith anzubahnen "...sing with me, sing for the year, sing for the laugh, sing for the tear..." Auch einer der sehr Pink Floyd-igen Parts ließ irgendwo ein "...She can take it back, she will take it back some day..." erahnen und weiter hinten ziemlich deutliche Parallelen zu Uncomfortably Numb. Bei einem anderen Stück lugt gar der Elektrolurch kurz aus seiner Lüsterklemme hervor (ganz klar aus der Nebenzähler-Version!). Schön verteilt, ein Fitzel John Lord hier, ein Tatort-Feeling da, woanders die Atmosphäre des dramatischen Teils der Fool's Overture, irgendwo in der Mitte die von Poseidon's Creation; alles immer nur Sekunden, das sind nur ein paar Beispiele. So geht bei mir beim Hören des Astonishing neben Annäherung und vorsichtiger Begeisterung stellenweise eine entsprechend kurze, aber intensive Zeitreise ab, das finde ich sehr cool.

Nach mehrmaligem Hören bin ich an dem Punkt, an dem ich mich an das Neue, zweifellos Seltsame, aber unbedingt Erstaunliche gewöhnt habe und widme mich jetzt mehr den versteckten Feinheiten, ohne mich über missfallende Passagen zu ärgern. Ich werde mich schon noch mit dem Album anfreunden, bin auf einem guten Weg. Musste die letzten Tage leider pausieren, heute wird das auch nichts mehr; aber morgen habe ich wieder Zeit für eine weitere Entdeckungsreise. Erst mal verinnerlichen, was wann wo wie warum wohin gehört. Mal hören, wie das Ganze live rüber kommt. Ich freu mich total auf die Konzerte (Bochum und Frankfurt - bei letzterem feile ich noch an der Organisation) - ratzfatz werden sie mich, uns alle, live wieder mit links um den Finger wickeln.

Zum jetzigen Zeitpunkt kann ich aber sagen, dass es keine Platte ist, die ich mit auf die Insel nehmen würde, weil sie meilenweit entfernt ist von dem, was ich mir von DT gewünscht hätte. Bitte versteht mich nicht falsch, ich weiß ein innovatives, breit gefächertes, perfekt gespieltes Repertoire absolut zu schätzen und ich bin wirklich ein leidenschaftlicher Fan, aber der Funke will diesmal einfach nicht überspringen, es glimmt so vor sich hin... Beim nächsten Mal hätte ich bitte, bitte gerne wieder ein richtiges intensives O-Ton-Dream Theater-Album.

blackpick wünscht Euch allen schöne Träume

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Hans Muff
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Re: DT "The Astonishing" Album 2016

Beitrag von Hans Muff »

Sehr gut geschriebene Einzelkritik blackpick&silvereyes. Danke dafür.

Ich finde es spannend, wie sehr die Geschmäcker und Wahrnehmungen auseinandergehen. Ich freue mich auf jede weitere Erfahrung, die die Mitglieder hier gemacht haben. Also schreibt fleißig weiter.
Ich persönlich habe mir als Erholungspause von den ganzen Balladen nun noch die neue Megadeth Dystopia gegönnt. :lol:
Aber dazu später mehr an geeigneter Stelle.
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Axel
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Re: DT "The Astonishing" Album 2016

Beitrag von Axel »

Dream Theater - The Gift Of Music [OFFICIAL VIDEO]

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