Neuer Abschnitt? Hätte Bock alles zu verkaufen

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Mike
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Neuer Abschnitt? Hätte Bock alles zu verkaufen

Beitrag von Mike »

Moin Männers,

gestern ist mir mal wieder aufgefallen, dass ich kaum noch Musik mache. Meine Prioritäten haben sich so dermaßen verlagert, dass es mir selbst schon ein wenig Angst bereitet. Der Music Store Katalog ist letztens erst ohne Gewissensbisse im Altpapiercontainer gelandet, mich reizt da einfach nichts mehr - ewig der gleiche Müll nur teurer.

Die letzten Euros für eine Gitarre & Bass habe ich vor 2 Jahren investiert und meine youtube Anwesenheit, die einst daraus bestand möglichst viele Pedaltests und Gitarrenvideos zu checken ist auf ein erschreckend geringes Maß geschrumpft, wobei ich zugegebenermaßen eigentlich gar keine gitarrenorientierten Videos mehr schaue.

Nachdem ich vor ca. einem Jahr die Band verlassen habe, bin ich zum ersten Mal Bandabstinent geblieben, ohne überhaupt einen Gedanken an ein zukünftiges Bandleben zu verschwenden. Die Gitarren fristen derzeit ein sehr einsames Dasein und ich schwinge nur noch gelegentlich mal die Strat für einen Studiojob.

Hat jemand von Euch die "ich verticke alles" Nummer schon mal konsequent durchgezogen?

Ich denke ich würde maximal eine Gitarre behalten. Ganz an den Nagel hängen möchte ich es nicht.

Das oben Geschriebene heißt natürlich nicht, dass ich mich nicht mehr für Mucke generell interessiere, im Gegenteil, ich verfolge jegliche Infos und DT Updates, sogar mehr als je zuvor :-)

Entschuldigt mein Jammern, aber so langsam aber sicher merke ich, dass es wohl kein vorübergehender Zustand ist, sondern wohl der nächste Lebensabschnitt...
guitarrero

Beitrag von guitarrero »

Puh, das klingt heftig. Und potentiell nach etwas, das man später mal bereut. :( Aber es kommt ja nicht von heut auf morgen ganz offensichtlich... hmmm... schwierige Sache, tendenziell würde ich Dir davon aber abraten größere Mengen an Equipment zu verkaufen, sofern Du nicht massive Geldnöte hast.
Nächster Lebensabschnitt klingt logisch, aber vielleicht hat der übernächste wieder ganz viel Musik zu bieten. :) Warum nicht?
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Silhouette
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Re: Neuer Abschnitt? Hätte Bock alles zu verkaufen

Beitrag von Silhouette »

Mike hat geschrieben:und meine youtube Anwesenheit, die einst daraus bestand möglichst viele Pedaltests und Gitarrenvideos zu checken ist auf ein erschreckend geringes Maß geschrumpft, wobei ich zugegebenermaßen eigentlich gar keine gitarrenorientierten Videos mehr schaue.
Das ist für mich ein sehr erstrebenswerter Zustand :lol:

Ich wäre auch gegen alles verticken, das gibt nur ärger falls man wieder was anschaffen will, natürlich kann man kräftig ausmisten, aber ein schöner Amp und eine schöne Klampfe wären doch schon was?
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Schröder
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Beitrag von Schröder »

Uhhh, Mike!!! Das fände ich aber schade, wenn ein so begnadeter Gitarrist wie du sich zuhause "einigeln" würde! Es gibt bei mir auch schonmal Phasen, in denen ich so dachte, aber es waren nur Phasen... Ich spiele Live nur in Coverbands, das ist schon manchmal nicht so leicht immer auf dem Geschmack der Leute ´rumzureiten. Da gibt es schon viele Songs, die ich nicht wirklich gern´ spiele. Wenn ich dann in so einem "Tief" stecke, ist das schon annähernd unerträglich. Eigene Songs bleiben bei mir aufs homerecording beschränkt, weil mir die Zeit und die Leute fehlen eine geeignete Band zu gründen. Und wenn wir malehrlich sind, wirklich gut bezahlte Gigs findest du keine, weil dein eigener Kram nicht gehört werden will, oder?

Ich schätze, daß du einen solchen Schritt sicherlich früher oder später bereuen würdest. Wenn du keine Geldnot hast, würde ICH noch von solchen Überlegungen abstand nehmen.
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Mike
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Beitrag von Mike »

Hallo Jungs,

vielen Dank für Euer Feedback. Zunächst mal, es handelt sich hier natürlich nicht um ein Geldproblem. Meiner Familie geht es sehr gut und darüber sind wir froh.

Ich könnte mir sogar vorstellen, so wie guitarrero schrieb, dass es in der übernächsten Phase wieder um Mucke geht. Solche Leute sind mir viele unergekommen, die nach einigen Jahren wieder auf den Geschmack gekommen sind. Aber ich denke, dann würde mir auch ein kleines Besteck reichen. Augenblicklich habe ich hier noch ein professionelles Set Up im Musikzimmer stehen und nicht alles davon hat einen ideellen Wert.

@Schröder:
"Glücklicherweise", habe ich nie im Coverdienstleistungssektor Musik gemacht. In den letzten 20 Jahren habe ich unzählige Songs geschrieben und mit tollen Musikern performt. Die von dir beschriebenen Phasen hatte ich zwischendurch auch und meistens hat es mir dann nach 4 Wochen Pausen so sehr in den Fingenr gejuckt, dass ich absolut heiß aufs Spielen war. Auch durch viele Stilrichtungen habe ich mich durchgekämpft (im postivien Sinne), mir hat es also nie an Abwechslung oder Zielen gemangelt. Dieses Mal aber ist es anders.

Wenn ich da richtig in mich hineinhorche, dann spüre ich zum ersten Mal eine musikalische Leere. War die Gitarre einst die Oase, die kleine Rettungsinsel die dir am Ende eines schlechten Tages doch noch den Abend versüßte, kann mir das Instrument genau das seit geraumer Zeit nicht mehr geben.

Der Sport ist massiv in den Vordergrund getreten, die Leute mit denen ich trainiere (Kampfsport und Laufsport) haben meinen Horizont auf angenehme Weise erweitert. Der Gitarrenkosmos ist in Wahrheit klein, verschroben und kostet uns Gitarristen sehr oft viele Nerven und Gedanken über Dinge, die wir meinen zu benötigen und zu brauchen. Wie oft geht es beim Gitarrespielen nur ums nächste Instrument oder den nächsten Amp, das verbissene Besserwerden etc....die Essenz ist leider oft sehr mager und der Spirit, der Kick bleibt auf der Strecke. Ein Blick in viele Musikerforen verrät wie eingefahren die ganze G.A.S. Kiste zum Teil ist. Dass es so etwas bei jedem Hobby gibt, von Sport bis Eisenbahner ist klar, aber ich möchte nicht mehr so intensiv in eine Kiste reinrutschen.

Natürlich hoffe ich insgeheim auf einen zweiten Frühling, wo ich die Klampfe in die Hand nehme und die Freiheit im Nackne spüre :-) Man sagt ja, dass man alle 7 Jahre in eine neue Phase eintritt...mal sehen, ich lasse mich überraschen und erzwinge nichts, geschweige denn mache ich mir Gedanken über wann, wie und warum.

Ich habe mich Jahre gefragt, wie es wohl ist Musik zu hören, ohne zu analysieren. So langsam kann ich mir die Frage wieder beantworten und es gibt wieder CDs die im Auto rotieren und "einfach" gehört und genossen werden, mir egal was der Gitarrist spielt, oder welchen Sound es wie erreicht. Das rechne ich mir als ein kleines Stückchen zurückgewonnene Freiheit an :-)
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