Originell auf Gedeih u. Verderb

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Mike
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Originell auf Gedeih u. Verderb

Beitrag von Mike »

Moin Leute,

Ihr seid bestimmt auch schon x-Mal über folgende Aussage gestolpert:

"Hör auf zu versuchen zu klingen wie XY, kreiere lieber deinen eigenen Stil"
oder
"Lerne soviel wie du kannst, dann vergiss alles und mache dein eigenes Ding"

Diese Aussagen scheinen gerade unter Gitarristen wie in Stein gemeißelt zu sein. Und oftmals kommen sie von Leuten, die dieses Ziel gar nicht selbst verfolgen - etliche Gitarrenverkäufer habe ich genau diese Message verkünden gehört, und es ist meiner Meinung nach schade, wenn solche Aussagn zu Gesetzen werden und gerade junge Musiker dadurch unter Druck gesetzt werden! Die Frage, die wohl noch jeder für sich selbst beantworten darf ist doch, wie wichtig Dir persönlich eigentlich diese Originalität ist. Wie originell wilst du sein und um welchen Preis willst du originell sein?

Ich habe über die letzten Jahre den Eindruck gewonnen, dass viele Leute versuchen krampfhaft originell zu sein. Mit Biegen und Brechen ihren eigenen Stil zu haben und um jeden Preis zu verhindern, dass jemand sagen könnte "Hey, du klingst wie XY". Viele von genau diesen Leuten, sind in einen Wettbewerb getreten, mit sich selbst, sind oftmals verbittert und der Spaß an der Musik bleibt dabei oft auf der Strecke.

Aber mal ehrlich. Was bedeutet Originalität eigentlich? Im ursprünglichen Sinne heißt das Etwas zu tun, das vorher so nicht existierte. Originalität ist wirklich grandios, aber nicht jeder ist originell, geschweige denn kann originell sein. Vor allem ist sie nützlich, wenn du in der Muiskbranche wirklich auf dich aufmerksam machen willst. Ein Beispiel: John Mayer hat wahrscheinlich in seiner gesamten Jugend nur Stevie Ray Vaughan songs gezockt, war und ist ein totaler Fan, doch am Berkley College hat er dann gemerkt, dass er in der Musikindustrie nur ein Bein auf den boden bekommt, wenn er neue Wege bestreitet (für sich). so hat der Gute dann wie eine Bombe eingeschlagen mit coolen Popnummern plus gutem Gitarrenspiel. Nachdem der Erfolg da war, hat er aber wieder angefangen das zu spielen was ihm SPAß macht, nämlich so SRV Style Klamotten mit seinem Blues Trio. Hätte er geklungen wie SRV hätte er seinen Major Deal nie bekommen. Die Originalität war also nur ein Mittel zum Zweck, man sieht aber im Nachhinein was ihm eigentlich Spaß macht. Mayer soll hier nur als Beispiel dienen.

Es ist also keine Schande, wenn man sich z.B. das Equipment seines Idols zulegt, versucht so zu klingen oder meinetwegen aus aller Liebe ne DT coverband gründet (auch nur ein Beispiel). Was die meisten Jungs die dann kommen und sagen "Ja, covern ist ja einfach" nicht schnallen, ist dass es auch Menschen gibt die einfach nur aus Spaß an der Freud Gitarre zocken wollen, denen es einfach tierisch viel Spaß macht zu klingen wie XY und die es auch als Kompliment auffassen wenn man sie darauf anspricht.

Vielleicht ist genau dieser "Style-Klon" um einiges glücklicher als der Mr Originality.

Meine Auffassung ist, spiele einfach das wonach dir der Sinn steht und lasse dich nicht beeinflussen durch oberkluge Sprüche. Den wenigsten von uns ist es gegönnt die großen Bühnen der Welt zu erobern, die wenigsten von uns werden jeh einen riesigen Einfluss auf die Musik haben, deshalb zählt wie so oft dass man ehrlich zu seiner selbst ist. Ist Originalität das höchste Deiner Ziele, DO IT mit ganzem Herzen, willst du "nur" klingen wie XY, DO IT und zwar auch mit Leib und Seele, aber lasse dich nicht durch Floskeln verwirren.

Wie steht ihr zu dem Thema? Habt ihr das auch schon mal so wahrgenommen? Wer von Euch spielt z.B. in einer Coverband?
Zuletzt geändert von Mike am 08.04.2010, 13:36, insgesamt 1-mal geändert.
larryboogie

Beitrag von larryboogie »

Soooo...., also ich bin kein wirklicher Theoretiker- ich mache alles an Musik ausm Bauch mit dem Ergebnis: So klingts auch.
Ich bin überzeugt, dass man darin hört was ich gut finde (DT, Rage, Morse PoS- aber auch Silbermond oder Chris de Burgh)- und das finde ich nicht schlimm sondern gut.
Ich glaube dennoch, dass ich eine eigene Note habe- eben ein Mix aus dieser breiten Palette...ich denke, das alles unter einen Hut zu kriegen ist auch "eigen" :lol:
In jedem Fall finde ich nicht wichtig ob jemand wie der oder jener klingt- entscheidend ist für mich, ob es gut klingt. Der Rest sind Nuancen...

PS.: Ich finde, dass wirklich Eigene entsteht wenn eh über die Band, d. h. die Summe der einzelnen Elemente...und sind wir mal ehrlich: Auch Petrussi bedient sich Riffings a la Metallica...klaut der deswegen nein: In Verbindung mit seinem anderen Spiel ist das Eigen!
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Hans Muff
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Beitrag von Hans Muff »

So extrem ist mir das nie aufgefallen. Mein persönliches Ziel habe ich mir natürlich immer selbst gesteckt. Und das war vor allem meinen Idolen nachzueifern. Diese haben sich mit den Lebensphasen und Geschmäckern verändert, ist klar. Aber ich habe immer versucht mir was bei dem ein oder anderen abzugucken oder gar zu klauen.
Was dabei rausgekommen ist, ist eine Mischung, die ich persönlich als eigenen Stil (nicht innovativ, aber persönlich) empfinde. Das wurde unter anderem auch bestätigt, als ich hier bei dem ein oder anderen Contest teilgenommen habe. Meine Kollegen, Freunde und Freundin haben sich immer die Tracks angehört und konnten mich unter allen Teilnehmern raushören. Egal welcher Stil es war und egal was ich gespielt habe.
Auf der einen Seite empfand ich das als Würdigung, da sie mein Spiel kannten und herausgehört haben, auf der anderen Seite stieg in mir der Druck, dass ich mal wieder was ändern und mich weiterentwickeln sollte. Aber das habe ich in den letzten zwei Jahren leider noch nicht geschafft. Aber mir macht mein Spiel Spass. Und das ist es, um was es gehen sollte. Spass!

Und ja, ich habe auch mehrere JAhre in ner Coverband gespielt. Und da ging es sogar so weit, dass ich bei dem ein oder anderen Song meine eigene Interpretation reingespielt habe, da mir das original zu langweilig oder zu schwer war :lol: . Aber einen großen externen Druck unter dem Motto "Du klingst wie XXX" hatte ich nie. Ich wäre sogar froh gewesen, man hätte mein Spiel mit dem von irgendwelchen Gitarrenhelden verglichen. Das wäre für mich ein Lob gewesen.
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Mike
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Beitrag von Mike »

Hans Muff hat geschrieben:So extrem ist mir das nie aufgefallen. Mein persönliches Ziel habe ich mir natürlich immer selbst gesteckt. Und das war vor allem meinen Idolen nachzueifern. Diese haben sich mit den Lebensphasen und Geschmäckern verändert, ist klar. Aber ich habe immer versucht mir was bei dem ein oder anderen abzugucken oder gar zu klauen.
Was dabei rausgekommen ist, ist eine Mischung, die ich persönlich als eigenen Stil (nicht innovativ, aber persönlich) empfinde. Das wurde unter anderem auch bestätigt, als ich hier bei dem ein oder anderen Contest teilgenommen habe. Meine Kollegen, Freunde und Freundin haben sich immer die Tracks angehört und konnten mich unter allen Teilnehmern raushören. Egal welcher Stil es war und egal was ich gespielt habe.
Auf der einen Seite empfand ich das als Würdigung, da sie mein Spiel kannten und herausgehört haben, auf der anderen Seite stieg in mir der Druck, dass ich mal wieder was ändern und mich weiterentwickeln sollte. Aber das habe ich in den letzten zwei Jahren leider noch nicht geschafft. Aber mir macht mein Spiel Spass. Und das ist es, um was es gehen sollte. Spass!

Und ja, ich habe auch mehrere JAhre in ner Coverband gespielt. Und da ging es sogar so weit, dass ich bei dem ein oder anderen Song meine eigene Interpretation reingespielt habe, da mir das original zu langweilig oder zu schwer war :lol: . Aber einen großen externen Druck unter dem Motto "Du klingst wie XXX" hatte ich nie. Ich wäre sogar froh gewesen, man hätte mein Spiel mit dem von irgendwelchen Gitarrenhelden verglichen. Das wäre für mich ein Lob gewesen.
Sehr coole Antwort. Ich glaube da funken wir zwei auf der gleichen Frequenz :-)
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